Zum Hauptinhalt springen

Dr. Kai Fritzsche

Dr. phil. Dipl.-Psych. Kai Fritzsche arbeitet als Psychologischer Psychotherapeut in eigener Praxis. Er ist zertifizierter Trainer für Ego-State-Therapie (ESTI) und Mitbegründer des INSTITUTS FÜR KLINISCHE HYPNOSE UND EGO-STATE-THERAPIE (IfHE). Er ist Gründungsmitglied der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Ego-State-Therapie (EST-DE) und war viele Jahre deren Sprecher. Seine psychotherapeutische Ausbildung umfasst: Klinische Hypnose (M.E.G.), Grundausbildung in Gesprächspsychotherapie, Verhaltenstherapie (IVT), Spezielle Psychotraumatherapie (DeGPT), NLP-Health Certification Training, EMDR, PITT, Ego-State-Therapie und Energetische Psychotherapie. Er arbeitet als Lehrbeauftragter und Selbsterfahrungsleiter für verschiedene Ausbildungsinstitute. Seine Behandlungsschwerpunkte sind Patienten mit Posttraumatischen Belastungsstörungen und Dissoziativen Störungen sowie Patienten mit Leistungsstörungen. Kai Fritzsche stellt die Ego-State-Therapie auf verschiedenen nationalen und internationalen Kongressen vor und entwickelt sie in einem eigenen Ansatz weiter. Die curriculare Fortbildung in Ego-State-Therapie wurde von ihm maßgeblich vorangebracht. Er organisiert Ausbildungsseminare und Supervisionsveranstaltungen für Ego-State-Therapie und ist ebenfalls als Autor tätig. Der Ego-State-Ansatz ist fester Bestandteil seiner Arbeit geworden und findet sich in seinen verschiedenen Tätigkeitsschwerpunkten wieder. Bisher erschienen: 2010 eine Einführung in die Ego-State-Therapie, die er gemeinsam mit Woltemade Hartman, Ph.D. herausbrachte, 2013 sein Buch: Praxis der Ego-State-Therapie, beide im Carl-Auer-Verlag sowie Beiträge in verschiedenen Fachzeitschriften.


Workshop:

Die Arbeit mit destruktiv wirkenden bewältigenden Ego-States gehört zu den wichtigsten Herausforderungen in der psychotherapeutischen Praxis.  Ein Großteil der Fragen in Supervisionsveranstaltungen richtet sich auf diesen Bereich der therapeutischen Arbeit. Destruktiv wirkende bewältigende Ego-States können bei allen Patientinnen und Patienten auftreten und eine maßgebliche Rolle spielen, unabhängig vom Störungsbild und Anlass der Behandlung. Das Spektrum dieser Ego-States ist sehr groß und reicht von moderateren inneren Kritiker:innen bis hin zu kaum erreichbaren täter:innennahen Anteilen. Destruktiv wirkende bewältigende Ego-States verkörpern Bewältigungsbemühungen und geben Aufschluss darüber, womit die betreffenden Menschen in ihrem Leben konfrontiert waren und wofür ihr Organismus Antworten finden musste.
Im Workshop wird auf die wichtigsten relevanten Aspekte dieser Ego-States eingegangen. Dazu gehören u.a.: das breite Spektrum dieser Ego-States, der Versuch einer Einteilung, die Diskussion um den Introjektbegriff, die Schwierigkeiten in der praktischen Arbeit mit ihnen, die Themen Scham, Schuld und Täter:innenbindung, ausbleibende Kooperation, Identifikationen sowie transgenerative Aspekte. Es werden neben den bewährten Herangehensweisen neu entwickelte Konzepte aufgegriffen, vorgestellt und nach Möglichkeit demonstriert. Die Konzeption der Arbeit mit destruktiv wirkenden bewältigenden Anteilen wird in einen Ego-State-therapeutischen Behandlungsplan integriert, in dem die Vielfalt der Ego-States aus einer ressourcenorientierten und humanistischen Perspektive realisiert wird.
Der Workshop soll die therapeutische Arbeit mit destruktiv wirkenden bewältigenden Anteilen erleichtern. Die Teilnehmer:innen werden ihre Kompetenz und Sicherheit im Umgang mit diesen Ego-States erhöhen. Das Ziel besteht darin, entsprechende Ego-States möglichst früh im therapeutischen Prozess zu erkennen und flexibel und methodenreich auf sie reagieren zu können. 


Literatur
•    Fritzsche, Kai (2024): Ego-State-Therapie bei Traumafolgestörungen. Handbuch für die Praxis. Heidelberg: Carl Auer Verlag, 2. Aufl. 
•    Fritzsche, K. (2024). Praxis der Ego-State-Therapie. Heidelberg: Carl-Auer Verlag, 5. Aufl.

Hauptvortrag:

Theoretischer Hintergrund:
Das Konzept der Ego-State-Therapie, dessen Auslegung sowie die Implikationen für seine praktische Anwendung haben sich seit den Veröffentlichungen des Ehepaar Watkins in den 90’er Jahren in hohem Ausmaß weiterentwickelt und aufgefächert. Heute lassen sich deutlich unterscheidbare »Färbungen« der Ego-State-Therapie finden, die sowohl eigene konzeptionelle als auch eigene praktische Schwerpunkte setzen. Die Ego-State-Therapie erlebt eine ähnliche Differenzierung wie viele weitere psychotherapeutische Ansätze vor ihr. Die Akteur:innen entwickelten das EST-Konzept weiter, versuchten es zu bereichern und durch hoch wirksame »Zutaten« zu optimieren. Die Einflüsse und die diskutierten Wirkfaktoren sind zahlreich und vielfältig. Ihre praktische Anwendung wird im Vortrag im Überblick vorgestellt.
Die Wirkfaktoren der Ego-State-Therapie lassen sich gleichfalls prozessorientiert darstellen und zuordnen. Jedes Prozesselement bietet hier eigene Potenziale. In jedem Prozesselement treten spezifische Wirkfaktoren in den Vordergrund. 
An dieser Stelle möchte ich einen weiteren Wirkfaktor einbringen und hervorheben, der für manche vielleicht alt bekannt und selbstverständlich, für andere eine Erinnerung und für wieder andere eine neue Idee ist: Ich möchte den Fokus auf die »Begegnung der Person mit ihren noch unversorgten und unveränderten Ego-States« richten.
Neben den Bemühungen um korrigierende Erfahrungen der Ego-States, stellt die Begegnung mit einem »ursprünglichen (noch unveränderten) Ego-State« einen ernstzunehmenden Wirkfaktor dar. Es geht darum, Patient:innen dabei zu unterstützen, ihren Ego-States aufrichtig, mutig und ehrlich zu begegnen.
Mit einer vorrangig auf Optimierung von Ego-States fokussierten Haltung bestünde das Risiko der Ablehnung von »unveränderten Ego-States«. Ich schätze es als problematisch ein, wenn dadurch unbeabsichtigt implizite Bedingungen für die Integration zur Anwendung kommen, dass ausschließlich »reingewaschene« oder »passend gemachte« Ego-States erwünscht sind. 
Demnach würden neben den »Prozessen der expliziten Arbeit mit Ego-States« »Prozesse der Begegnung« integriert, in denen das Potenzial dieses besonderen Moments ausgeschöpft werden kann, das vor allem in einer »neuen akzeptierenden Beziehungserfahrung mit dem unperfekten Selbst« besteht. Im Sinne M. Linehans wird für die Ego-State-Therapie ein dialektisches Vorgehen umgesetzt.


Literatur:
Fritzsche, K. (2024): Ego-State-Therapie zur Behandlung von Traumafolgestörungen. Ein Handbuch. Heidelberg (Carl-Auer-Verlag) 2. Aufl.
Fritzsche, K. (2024): Praxis der Ego-State-Therapie. Expedition Teilearbeit. Heidelberg (Carl-Auer-Verlag) 5. Auflage.
Fritzsche, K.: Online-Kurs „Ego-State-Therapie bei Traumafolgestörungen“ bei Life Lessons (www.lifelessons.de)